Einleitung
Jod ist ein Halogen (Salzbildner), sowohl wasser- als auch fettlöslich und ein mildes Oxidationsmittel. Eingesetzt wird Jod als Desinfektions-, Konservierungs- und Pflanzenschutzmittel. Breite Anwendung findet es auch zur Wachstumsförderung (Dopingmittel) in der Tier- und Pflanzenzucht, als Geschmacksverstärker sowie als Speise – und Viehsalz. Somit spielt Jod bei der Herstellung und Verarbeitung der Lebensmittel eine wichtige Rolle. Jod wird im tierischen und menschlichen Körper nicht nur abgelagert sondern in einigen Organen auch angereichert. Jod ist ein Spurenelement und kein Mengenelement und sollte nur in kleinsten Mengen über die Nahrung aufgenommen werden. Der tägliche Jodbedarf des Menschen ist laut WHO (World Health Organisation) 150 µg (millionstel Gramm!) pro Tag. Zu hohe Jodbelastung (Jodexzess) bedingt mitunter Schilddrüsenfehlfunktionen mit zahlreichen Begleiterkrankungen (Komorbiditäten). Der natürliche Jodgehalt des Speisesalzes mit ca. 0,2 mg/kg wurde auf 20 mg/kg (= 100-Fache) und der des Viehsalzes mitunter auf 300 mg/kg (= 1500-Fache) angehoben. Unfassbar!!
Ursache
Stetige Jodzufuhr über 300 µg pro Tag verursacht in der Regel eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), da die Schilddrüse versucht das Überangebot zu bewältigen. Wegen des Gewebeverlustes infolge ständiger Überforderung schlägt sie nach und nach in eine Unterfunktion (Hypothyreose) um. Das Krankheitsbild wird jetzt zuweilen als Thyreoiditis Hashimoto bezeichnet. Die Schilddrüse produziert neben Calcitonin auch die jodhaltigen Schilddrüsen-Hormone T3 und T4, deren Werte im Blut über Regelkreise konstant gehalten werden. Eine gewisse Volatilität ist natürlich. So schüttet die übergeordnete Hirnanhangdrüse (Hypophyse) bei Schilddrüsenunterfunktion vermehrt TSH (Schilddrüsen stimulierendes Hormon) aus, um die angeschlagene Schilddrüse zu erhöhter Produktion ihrer jodhaltigen Hormone T3 u. T4 zu veranlassen. Bei fortgeschrittener Schädigung leider vergebens. Mitunter werden mit TSH andere Hormone wie Prolaktin (Brustdrüsen stimulierendes Hormon) oder Somatotropin (Wachstum stimulierendes Hormon) unerwünschterweise vermehrt mitausgeschüttet, sodass zahlreiche Begleiterkrankungen an unterschiedlichen Organen wie Brustdrüse, Nebenniere, Bauchspeicheldrüse, Skelett, Nervensystem usw. auftreten. TSH steigert zwar über die NADPH Oxidase (Enzym) die nötige H2O2-Bildung zum Jodeinbau in die Schilddrüsenhormone, aber wegen bereits vorhandener Zellschäden kann die Schilddrüse der Anregung nur teilweise nachkommen. Unverbrauchtes H2O2 zerfällt unter hoher Energiefreisetzung in heißem Wasserdampf und Sauerstoff mit drastischen Zellschäden, wenn die Schilddrüse die selenhaltige Glutathionperoxidase (Abbauhilfe) infolge Selen- oder Vitamin-D Mangel nicht ausreichend bereitstellt. Glutathionperoxidase sorgt für einen geordneten und einigermaßen schonenden Abbau von H2O2. TSH stimuliert über den NaJ-Symporter, ein Transportmolekül für Jod, bei den noch intakten Zellen eine höhere Jodaufnahme, bewirkt aber leider deren schnelleren Untergang. Die Regelkreise beginnen nunmehr nachteilig zu wirken.
Wirkung
Der Mangel an jodhaltigem Schilddrüsenhormon wird einerseits durch exzessive Jodzufuhr verbunden mit Zelluntergang andererseits durch Schilddrüsenblocker (Fluor, Chlor, Brom, Nitrat) hervorgerufen und nicht durch Jodmangel in der Nahrung! Eine Jodverwertungsstörung der Schilddrüse verursacht die Symptomatik von Jodmangel!
Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
Morbus Hashimoto
Sie beginnt schleichend, nicht selten wird sie erst durch ihre Begleiterkrankungen entdeckt. Hautkrankheiten wie Schuppenflechte (Psoriasis), Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) oder neurologische Erkrankungen wie Depressionen, ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom), beginnender Morbus Parkinson können Hinweise auf eine bestehende Schilddrüsenunterfunktion sein.
Symptome: hohe Kälteempfindlichkeit, messbare Untertemperatur, Müdigkeit, Depressionen, schwache Herztätigkeit (Nieder-Voltage-EKG), Grundumsatz-Erniedrigung, oft Übergewicht. Ultraschall: Inhomogenitäten ( „ Fleckerlteppich“); Labor: im Blut: Hormone: Schilddrüsenhormone: T3↓ und T4↓ erniedrigt, Schilddrüsen stimulierendes Hormon: TSH↑erhöht; Autoantikörper auf TPO (Thyreoperoxidase)↑ erhöht; Urin: Jodgehalt↑ erhöht.
Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
Morbus Basedow
Die Schilddrüse versucht das exzessive Jodangebot zu bewältigen und verbleibt in diesem Zustand. Mitunter sorgen heiße Knoten (Tumore) für eine Fixierung im hyperthyreoten Zustand.
Symptome: schnelles Schwitzen, Herzrasen (Tachykardie), Herzstolpern (Extrasystolen), Bluthochdruck, Nervosität, Fahrigkeit, Aggressivität; Ultraschall: Thyroid Inferno (gesteigerte Gefäßversorgung); Labor: Schilddrüsenhormone im Blut: T3↑ u. T4↑ erhöht; TSH↓ erniedrigt; Autoantikörper: TRAK↑ erhöht (Thyreotropin-Rezeptor-AK.); Urin: Jodgehalt↑;
Hashitoxikose
Eine eher milde Verlaufsform von Hyperthyreose in der Anfangsphase von Morbus Hashimoto.
Thyreotoxische Krise
Eine extreme Verlaufsform von Hyperthyreose. Sie kann auch als Erstmanifestation auftreten. Ausgelöst kann die Thyreotoxische Krise durch Jodexzess werden. Infrage kommen jodhaltige Röntgenkontrastmittel, jodhaltige Herzmittel (Amiodaron), hoch jodhaltige Nahrungsmittel. Eine Thyreotoxische Krise endet in 20% der Fälle tödlich.
Therapie
Neue Richtwerte im Blut für TSH: 0,4 – 2,5 mU/L unbedingt zugrunde legen. Neuer Richtwert für Jod im Urin: max. 150 µg/1g Kreatinin. Der Jodgehalt im Harn gibt Auskunft, ob genügend Jod über die Nahrung aufgenommen wurde. Leider werden diese Neuen Richtwerte als strittig bezeichnet, obgleich sie von internationalen Kapazitäten propagiert und im Deutschen Ärzteblatt auch angeführt werden. Das Festhalten an den alten Richtwerten erschwert ungemein das rechtzeitige Erkennen einer Schilddrüsenstörung oder sie als ursächlich für eine Begleiterkrankung in Betracht zu ziehen, obgleich schon eine entsprechende Symptomatik vorliegt. So besteht nicht selten bei einem unerfüllten Kinderwunsch oder ADHS eine Schilddrüsenfehlfunktion.
Thyreoiditis Hashimoto (Schilddrüsenunterfunktion)
Jodarmut bei der Nahrungsaufnahme; Schilddrüsenhormon-Tabletten (z. B. Novothyral). Die Tabletten ermöglichen normale Schilddrüsenhormon- und TSH-Werte im Blut. Im hormonellen Regelkreis greifen normale Verhältnisse Platz. Zugleich bewirken sie eine Schonung sowie eine eventuelle Regeneration der Schilddrüse. Vitamin D 1500–2000 I.E. pro Tag und mitunter Selen. Diese Substanzen helfen mit, dass die Schilddrüse in ausreichender Menge selenhaltige Glutathionperoxidase, ein Enzym zum schonenden H2O2-Abbau, herstellt.
Thyreoiditis Basedow (Schilddrüsenüberfunktion)
Jodarmut bei der Nahrungsaufnahme; Thyreostatika (Schilddrüsenblocker); Carbimazol, ein Thyreostatikum, hemmt z. B. den Jodeinbau in das Schilddrüsenhormon durch das Enzym TPO (Thyreoperoxidase). Vitamin D 1500–2000 I.E. pro Tag unterstützt unverbrauchtes H2O2 abzubauen. Auch hier kommt der Diät große Bedeutung zu.
Betreffend Jodarmut in der Nahrung
Kein jodiertes Speisesalz, keine Meeresfische und keine Meeresfrüchte; keine Wurst (enthält in der Regel 20g jodiertes Salz pro 1 kg); kein mit jodiertem Salz hergestelltes Brot (20g Salz pro 1 kg, oft jodiert), kein Hartkäse (reift in der jodierten Salzlake); Fruchtsäfte und alkoholfreie Biere zeigen mitunter sehr hohe Jodgehalte.
Cave
Natürlich kann ein entsprechend fortgeschrittener Schilddrüsenbefund eine Radiojodtherapie oder Operation erfordern.