Einleitung
Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die nicht nur den Bewegungsappart (Gelenke, Sehnen, Schleimbeutel) betrifft sondern auch die Haut und die Nieren.In früheren Zeiten wurde Gicht in erster Line mit üppigem Fleischgenuß und Alkoholexzess in Verbindung gebracht und deshalb als „Krankheit der Könige und Fürsten“ bezeichnet. Natürlich stellt sich die Frage, ob die exorbitante Zunahme der Gicht nur dem „Wohlstand“ geschuldet ist oder auch andere Faktoren eine Rolle spielen, wie jüngste Erkenntnisse zeigen. So zum Beispiel: Gicht durch Fruktose-Exzess!
Die Lebensmittelverarbeitende-Industrie und „diätetische Empfehlungen“ der Experten, insbesondere bei Diabetes-Erkrankung, haben die explosive Zunahme von Gicht mitverursacht! Fruktose ist ein beliebtes Süßungsmittel, wird als natürlich gehandelt und ist schon allein deshalb angeblich „gesund“. Aber Vorsicht: Nur die Dosis macht das Gift (Paracelsus)! So wurde Fruktose im Austausch mit Glucose lange Zeit in der Diabetikernahrung propagiert und somit Gicht begünstigt!
Was genau ist Fruktose?
Fruktose ist ein Einfachzucker und kommt im Obst aber auch Honig vor. Ist sie mit Glukose zum Zweifachzucker verknüpft, handelt es sich um den gebräuchlichen Rüben- oder Rohrzucker, auch „Haushaltszucker“ genannt. Fruktose hat die stärkste Süßkraft. Auch ist Fruktose ein Bestandteil im Getreide und somit auch in Getreideflocken und –pops enthalten. Ihr Anteil ist aber je nach Getreideart unterschiedlich. Jedenfalls beansprucht die Aufnahme von Fruktose in Verbindungen aus der Nahrung Zeit, sie muss ja abgespalten werden, sodass deren sturzbachartiges Angebot an die Zellen vermieden wird.
Fruktose-Exzess und seine Folgen
Einer Ausgabe der DAZ (Deutschen Apotheker Zeitung) zufolge hat sich in den USA der Jahres-Pro-Kopf-Verbrauch von Fruktosesirup, auch HFCS (high fructose corn syrup) genannt, von jährlich 230 g (ca. ¼ Kg) im Jahre 1970 auf jährlich 28,30 kg im Jahre 1997 erhöht! Das ist das 120-Fache!! > Das ist eine Steigerung um 12 000 %! Das ist Fruktose-Exzess ähnlich dem Jodexzess! Unfassbar! Da stockt einem der Atem!
Die Zufuhr von stark fruktosehaltigen Getränken und Speisen führt zu einem sturzbachartigenFruktose-Anstieg in der Zelle und bedingt einen extremen ATP-Verschleiß mit Phosphatverarmung und ebenso viel Anfall von ADP innerhalb kürzester Zeit! Der wichtigste Brennstoff in der Zelle ist und bleibt ATP, Adenosintriphosphat genannt. ATP enthält die Bausteine Purin, Ribose und 3 Phosphate und wird zur Verwertung von Fruktose benötigt. Um die erforderliche Regeneration von ATP (Adenosintriphosphat) wieder herbeizuführen, muss eine blitzartigePhosphat-Bereitstellung in der Zelle erfolgen. Leider kann diese nicht mit der gebotenen Schnelligkeit erfolgen. Deshalb veranlasst die Zelle nun zur Phosphat-Beschaffung den Abbau von je 2 mitangefallenen ADP (Adenosindiphosphat), um zumindest 1 ATP zu regenerieren. Das dabei entstehende AMP (Adenosinmonophosphat) enthält auch den Purin-Baustein und verfällt i. d. R. der Harnsäurebildung mit zuweilen kristallinen Ablagerungen. Dieser aufgezeigte Weg der Fruktoseverwertung ist nur für den Notfall vorgesehen und nicht den Normalfall. Somit bedingt die Verwertung der reichlich angebotenen purinfreienFructose eine vermehrte Entstehung des Purin-Abkömmlings Harnsäure.
2 ADP → 1 ATP + 1 AMP
Nahrungsmittel reich an Fruktose
- Honig enthält einen Fruktose-Anteil von knapp 40%! Also extrem hoch. Ahornsirup gleichfalls.
- Alkoholfreie Fruchtsäfte: Apfelsaft, Johannisbeersaft, Orangensaft usw.
- Süßwaren wie Schokolade, Backwaren aller Art und Eis.
- Süßungsmittel bei Getreideprodukten (Pops, Flocken) mit zusätzlichem, feinem Überzug aus Glucose-Fructose-Sirup.
Purinreiche Ernährung
Aber nicht nur sturzbachartiger Anfall und exzessive Mengen an freier Fruktose verursachen eine Erhöhung der Harnsäurewerte sondern auch eine purinreiche Ernährung. Purine sind stickstoffhaltige Ringverbindungen, die im Fleisch, insbesondere in Innereien, Meeresfrüchten, Sardellen aber auch in Backwaren und Bier reichlich vorkommen. Purine sind Basen und keine Säuren und werden zu Harnsäure abgebaut. Bei Gärungsprodukten wie z. B. Backwaren und Bier wird zur Gärung Hefe zugesetzt und bewirkt im Zuge ihrer Vermehrung die Entstehung von Purinen. Vorsicht bei Hefeextrakt! Er findet Verwendung als Geschmacksverstärker anstatt Glutamat! Gicht durch Hefeexzess! Eine Möglichkeit.
Nahrungsmittel reich an Purinen: Innereien, Kaffee, Kakao, Meeresfrüchte, Sardellen, Bier, Backwaren.
Erkrankungen
Nicht nur Nahrungsmittel sondern auch Erkrankungen können gleichfalls durch vermehrten Zellumsatz die Harnsäurewerte signifikant erhöhen. Mit dem erhöhten Zellumsatz geht ein entsprechender Zellabbau einschließlich der Zellkerne einher. Und in den Zellkernen besteht die Hälfte des Erbmaterials aus Purinbasen (Adenin, Guanin)! Bei gesteigertem Zellzerfall infolge Entzündung (gleichgültig ob steril oder infektiös), Verletzung (Mehrfach-Knochenbrüche) Schuppenflechte oder Leukämie (Blutkrebs) fallen vermehrt Purinbasen an. Ihr Abbau zu Harnsäure hat mitunter schmerzhafte, kristalline Ablagerungen zur Folge.
Gicht (Arthritis urica)
Das Krankheitsbild Gicht wird nach wie vor beherrscht von den schmerzhaften, entstellenden Veränderungen in den Gelenken und entsprechend auch als Arthritis urica bezeichnet. Diese schmerzhaften, entzündlichen Veränderungen im Bereich der Gelenke (Knorpel, Sehnenansätze, Schleimbeutel) werden durch Auskristallisieren und Ablagern der zuvor gelösten Harnsäure verursacht. Bevorzugte Stellen sind Großzehengrundgelenk (Podagra), Hand- u. Fingergelenke (Chiragra) und fallweise Knie- und Schultergelenk. Die Ablagerungen (Kristalle) sind anfänglich grundsätzlich rückgängig (reversibel), sobald der Harnsäurewert im Blut unter die Sättigungsgrenze (6,5 mg/dl) sinkt. Auch die Haut kann durch das Auftreten sogenannter Gichttophi (Knötchen) betroffen sein. Bevorzugte Stellen sind Finger und Ohren. In 1/5 der Fälle treten auch mitunter schmerzhafte Ablagerungen (z.B. Harnsteine) in den ableitenden Harnwegen auf. Beispiele: Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase
Begleiterkrankungen
Bereits in der Ärztezeitung wird nachdrücklich darauf hingewiesen, dass erhöhte Harnsäurewerte einen Risikofaktor für verschiedene Erkrankungen darstellen! So z. B. beim Metabolischen Syndrom (Symptome:Übergewicht, Diabetes II u. Bluthochdruck) und koronaren Herzkrankheiten (Verengung der Herzkranzgefäße), um nur einige zu erwähnen.
Diagnose
- Labor: neben den Symptomen (Krankheitszeichen) spielt natürlich das Labor eine wichtige Rolle:
- In den 1950-er Jahren war der Referenzbereich für Harnsäure noch bei: 2 -4 mg/dl; (= 2 – 4 mg%)!
- Im Jahre 2020 war der Referenzbereich: Frau: 2,4 – 5,7 mg/dl; Mann: 3,4 -7,0 mg/dl;
- Die Sättigungsgrenze für im Blut gelöste Harnsäure liegt bei 6,5 mg/dl; beim Überschreiten kristallisiert sie aus und lagert sich ab. Untertemperatur, wie sie bei Schilddrüsen-Unterfunktion auftritt, und Übersäuerung begünstigen sehr schmerzhafte Harnsäure-Ablagerungen.
- Zielwerte: Frau: < 4,5 mg/dl; Mann < 5,5 mg/dl;
- Röntgen: mittels CT (Computertomographie); auch farbkodiert und ohne Punktion möglich!
- Ultraschall: Farbdoppler > schnell und ohne Punktion durchzuführen!
Die Erweiterung des Referenzbereiches in den letzten Jahrzehnten erschwert ungemein die rechtzeitige Erkennung einer krankhaften (pathologischen) Stoffwechselsituation durch den Arzt. Zudem müssen bei Lebensmittel unbedingt strengere Richtwerte für den Fruktose-Eintrag zugrunde gelegt werden.
Therapie
- Keine Lebensmittel versetzt mit dem Süßungsmittel Fruktose; kein Honig, kein Ahornsirup usw.
- Keine purinreichen Nahrungs- u. Genussmittel: keine Meeresfrüchte, keine Innereien, wenig Kaffee.
- Wenig Alkohol
- Mögliche Begleiterkrankungen behandeln wie: (subklinisch) Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes, Nebenschilddrüsenüberfunktion, Metabolisches Syndrom.
- Normalgewicht anstreben, BMI (Body-Mass-Index)
- Supplemente: Vitamin C, Vitamin D3;
- Medikament: z. B. Allopurinol (=Xanthinoxidasehemmer), Kolchizin-Präparate